Knöllchen-Affäre um „Kaiser“ Franz
„Franz, wenn was ist, nur melden“. Diese nette Aufforderung ist schon Jahrzehnte alt. Gekommen war sie vom ehemaligen bayerischen Finanzminister Ludwig Huber (CSU), der sich so bei etwaigen Steuerproblemen der Fußball-Legende als williger Helfer andiente. Aber nicht nur Huber hätte offenbar gerne auf seine Kontakte zurückgegriffen, auch für einen Münchner Kriminaloberkommissar galt anscheinend diese Devise. Der begeisterte Bayern München-Fan nämlich ließ - ohne Beckenbauers Wissen - im vergangenen Sommer seine Beziehungen spielen, um den „Fußball-Kaiser“ vor 100 Euro Bußgeld, Fahrverbot und drei Flensburger Punkten zu bewahren. Gestern begann in München ein Disziplinarverfahren gegen den Mann.
Hintergrund der „Bußgeld-Affäre“ ist ein nicht zu verachtender Verkehrverstoß Beckenbauers im Juni 2005. „Kaiser Franz“ nämlich war am Steuer seiner Limousine, die der Ingolstädter Hersteller dem FC Bayern München zur Verfügung gestellt hatte, mit 74 km / h in eine Radarfalle gerauscht. Erlaubt war aber nur Tempo 30.
Damit wäre die Geschichte eigentlich schon beendet, wenn nicht „Kaiser“-Freundin Heidi Burmeister drei Tage später dem Fuhrpark-Chef des FC Bayern, Uwe Kovacevic, von dem Blitzlicht-Vorfall erzählt hätte. Was dabei genau besprochen wurde, ist nicht bekannt, aber Kovacevic erinnerte sich gleich an den netten Kriminaloberkommissar Edwin L., der in seiner Freizeit ehrenamtlicher Ordner bei „Bayern“-Matches war. Den fragte er, ob in der Sache „nicht etwas zu machen sei“.
Und Edwin L. war gerne behilflich. Da aber der Kriminaloberkommissar in Erding tätig war, konnte er von sich aus das Ordnungswidrigkeiten-Verfahren nicht stoppen. Also spannte er einen befreundeten Münchener Verkehrspolizisten ein. Auch der war gerne behiflich. Dummerweise aber hatte den „Kaiser“ das städtische Ordnungsamt abgelichtet, so dass noch ein dritter Helfer im Münchener Kreisverwaltungsamt (KVR) gebraucht wurde - der sich schließlich ebenfalls fand.
Edwin L. fingierte daraufhin ein Schreiben eines erfundenen Ingolstädter Kriminalkommissars, wonach Beckenbauers A 8 „in polizeilichem Auftrag“ unterwegs gewesen sei. Mit Erfolg: Das Verfahren wurde eingestellt. Zum Verhängnis wurde den stillen Helfern allerdings, dass eine aufmerksame KVR-Mitarbeiterin nicht glauben wollte, dass der „Kaiser“ jetzt auch noch für die Polizei unterwegs war. Die Sache flog auf, und inzwischen wurden alle Helfer zu Bewährungsstrafen verdonnert. Der „Kaiser“ selbst hatte Glück: Durch den langen Amtsweg verjährte das Knöllchen.
Das Münchner Verwaltungsgericht soll nun über die Entlassung Edwin L.s befinden. Überraschend stoppte das Polizeipräsidium Oberbayern gestern jedoch das Disziplinarverfahren. Grund: Es sei im Zusammenhang mit L. ein weiteres Ordnungswidrigkeiten-Verfahren, das beeinflußt worden sein soll, bekannt geworden. Es sei „vorstellbar, dass es ähnlich schlimm ist“.
Quelle: rundschau-online.de
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